Das Projekt
Viele der Maßnahmen, die im Schulsystem zur Eindämmung der Corona-Pandemie umgesetzt wurden, wirkten sich besonders ungünstig auf Kinder aus, die sozial, ökonomisch und sprachlich benachteiligt sind. Besonders betroffen waren Kinder, die von ihren Eltern nicht ausreichend im Erwerb bildungssprachlicher Fähigkeiten unterstützt werden können. Für das notwendige sprachliche Lernen fehlten ihnen in Zeiten von Fernunterricht und eingeschränkter Präsenz die Dialogpartnerinnen und -partner, die für den Spracherwerb grundlegend wichtig sind. Das Projekt Tutoring for All wollte deshalb der Gefahr entgegenwirken, dass sich ohnehin große Unterschiede der Bildungschancen zwischen Kindern mit und ohne sozio-ökonomischer Benachteiligung weiter vertiefen.
Zu diesem Zweck sollten im Projekt Maßnahmen entwickelt werden, welche die schulischen Anstrengungen flankieren und bei der Kompensation der Pandemiefolgen helfen können. Sie sollten sich aber auch in den Regelbetrieb der Schulen integrieren lassen, um dauerhaft zum Abbau ungleicher Bildungschancen beizutragen.
Im Projekt sollte ein unterrichtsbegleitendes und von qualifiziertem Personal geleitetes Programm zur Sprachförderung entwickelt werden, welches auf dem Prinzip des Tutoring beruht. Vorbild dafür war das Programm Tutoring with the Lightning Squad. Es wurde von der Success for All Foundation entwickelt, die das weltweit anerkannte, gut evaluierte und als wirksam erwiesene gleichnamige Schulentwicklungsprogramm anbietet.
Die Durchführung des Programms beruhte auf einer digitalen Plattform, die im Projekt für die Nutzung in deutscher Sprache adaptiert werden sollte. Als Tutorinnen und Tutoren, die mit Kindern in Grundschulen zusammenarbeiten, waren Hochschulabsolventinnen und -absolventen vorgesehen, die damit auch erste Qualifikationen für die spätere berufliche Praxis sammeln können sollten.
Prof. Dr. Ingrid Gogolin und ihr Team wollten erheben, ob dieses Modell auf das deutsche Bildungssystem übertragbar ist und welche ersten Schritte dafür notwendig sind. Ziel war es, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, ein wissenschaftlich fundiertes, in seiner Ursprungsform nachweislich wirksames Tutoring-Programm zu entwickeln, das als konkrete Unterstützungsmaßnahme für benachteiligte Kinder in deutschen Schulen nicht nur in Zeiten der Krisenbewältigung, sondern auch auf längere Sicht dienlich sein sollte.
Das Projekt lief von April bis November 2021 und wurde vom ExStra-Fonds der Universität Hamburg mit 49.000 EUR gefördert.